Für die Etappe von Çandır nach Sütçüler sollte das Wetter trocken sein. Die Tour ist in einem Abschnitt technisch anspruchsvoll und weist kurze, leicht ausgesetzte
Kletterpassagen auf.
Von meinem Zeltplatz laufe ich durch einen schönen Olivenhain weiter
flussaufwärts, etwas links des originären Wegs. Wenig später stoße ich auf
den Feldweg, dem eigentlichen Trail, der in eine größeren Wiese mündet.
Linkerhand führt eine Brücke über den Fluss zu einem Restaurant. Hier
stoße ich am frühen Morgen auf ein paar Dutzend bunter Zelte. Wer hier
übernachtet, sollte sich auf Gesellschaft einstellen. Der landschaftlich schöne
Canyon ist mit dem Auto gut erreichbar und lockt daher vor allem im Sommer
viele Besucher an. Der Trail führt weiter an der Ostseite des Canyons
flussaufwärts. Wenig später folgt man direkt dem Verlauf einer größeren
Wasserpipeline (hier nicht hangaufwärts gehen) und läuft bald auf der
römischen Straße vorbei an Felsinschriften die Ostseite des Canyons
entlang.
Eine halbe Stunde nach der Brücke leitet einen der St Paul Trail rechts den
Hang hinauf. Wenn man hier geradeaus weitergeht, kommt man einen
halben Kilometer weiter auf eine Lichtung mit guten Zeltmöglichkeiten. Ich
habe das allerdings nicht selbst getestet. Im Aufstieg kann man anfänglich
die römische Straßenführung erahnen, weiter oben verliert sie sich.
Man erreicht bei ca. 720 m Höhe einen Aussichtspunkt. Hier verwirren
Markierungen in blauer Farbe, die über felsiges Blocksteinterrain nach SO
führen. Diesen darf man keinesfalls folgen. Der St. Paul Trail verläuft, im Wald bleibend, links aufwärts. Wenig später stößt man wieder auf Markierungen. Im
weiteren Aufstieg muss man eine felsige Stufe passieren, die etwas Kletterfähigkeit abverlangt. Überhaupt ist der Aufstieg vom Aussichtspunkt an technisch nicht
ganz so einfach und es gibt einige etwas ausgesetztere Passage. Bei Regen sollte man diese Etappe keinesfalls laufen.
Oben angelangt führt der Weg weiter über felsiges Terrain durch kratzige
Macchia. Die Abzweigung der Alternativroute über Müezzinler habe ich
seltsamerweise nicht gesehen. Vielleicht bin ich auch achtlos daran
vorbeigelaufen. Die weitere Orientierung erfolgt teils mit GPS, da die Markierung
sehr lückenhaft ist. Man passiert eine etwas unterhalb der Straße liegende
schöne Quelle. Hier könnte man notfalls auch zelten. Nach Yesildere verlässt
man die Schotterpiste linker Hand und steigt hinab in das kleine Dorf. Die durch
die Ortschaft steil hinabführende Straße macht eine scharfe Rechtskurve, die
man ignoriert. Der Trail führt geradeaus durch Gärten den Hang hinab. Auch
dieser Abzweig ist nicht markiert. Unten überquert man ein trockenes Bachbett
und erreicht ein Stück weiter oben den Friedhof mit einem schönen Brunnen.
Ein Stück weiter oben stößt man auf die nach Sütçüler führende Asphaltstraße,
der man nach links etwa 1 km folgt. In der nächsten scharfen Linkskurve geht
man geradeaus weiter. Ich glaube die Abzweigung war markiert. Durch einen
Wald und vorbei an Häusern stößt man auf einen Picknickplatz mit Bänken. Ein
schöner und idyllischer Fleck direkt am Fluss, der zu einer Rast einlädt. Hier
kann man auch sein Zelt aufschlagen. Da mit dem Auto erreichbar, ist man aber
vermutlich – insbesondere am Wochenende - selten alleine.
Der Trail führt über eine Brücke hinweg und auf der anderen Seite hangaufwärts. Nach 300 m stößt man auf eine größere Schotterpiste, die man aber nach 100m in
einen links abzweigenden Waldweg verlässt. Markierung: wiederum Fehlanzeige. Der St Paul Trail führt nach links hinunter zum Bachbett und quert diesen vor
einem stark erodierten Bereich. Achtung: keinesfalls darf man dem Feldweg, der sich zu einem Pfad verjüngt, aufwärts – rechts des Bachbetts - folgen. Am besten
hält man sich strikt an die GPS-Punkte, auch wenn zunächst kein Pfad erkennbar ist.
Auf der anderen Seite des Bachs stößt man auf einen Traktorweg, dem man nach rechts über schöne Wiesen hinweg folgt. Evtl. lässt sich hier ein Zelt aufschlagen.
Das Wasser des Baches sollte man gut reinigen. Ich glaube, die weiter oben gelegenen Klärbecken sind undicht.
Der Trail führt links über Wiesen den Hang hinauf. Die Markierung verschwindet ständig. Man passiert die Becken des besagten Klärwerks auf der linken Seite (am
Zaun entlang) über wenig appetitliches und ziemliches sumpfiges Terrain, das aus den Hinterlassenschaften der Dorfbewohner besteht. Rechts stößt man in der
Macchia auf einen Pfad, der hinauf nach Sütçüler führt. Eine genaue Wegbeschreibung über diesen Abschnitt macht wenig Sinn. Ich erinnere mich, dass ich den
Trail mit Hilfe meines GPS und viel Intuition gefunden habe.
In Sütçüler passiert man eine schöne Quelle am Ortseingang und steigt noch etwas hinauf bis zum Ortszentrum. Es gibt zahlreiche Supermärkte, einer hatte sogar
Müsli. Über die nach Westen ansteigende Hauptstraße erreicht man nach etwa 300 m eine Pension, die ihre Glanzzeiten, sofern es diese überhaupt gab, längst
hinter sich gelassen hat. Von meinem (nicht ganz sauberen) Zimmer aus hatte ich eine tolle Aussicht. Bad und WC muss man sich mit anderen Gästen teilen.
Umgerechnet 25 EUR kostete die Nacht, davon 8 EUR fürs Abendessen, das man sich allerdings sparen kann. Es gab Bohnen mit Reis und Tomatensuppe.
Ich habe meine Wanderung auf dem St Paul Trail in diesem Jahr über Çimenova fortgeführt. Die kleine Ortschaft liegt etwa 15 km östlich. Man erreicht sie in einer
halben Stunde mit dem Taxi (ca. 12 EUR). Diese Alternative erschien mir deutlich reizvoller als der direkte Weiterweg nach Adada, wo sich die beiden Wege wieder
vereinen. Ich kann diese Option landschaftlich sehr empfehlen.
Etappe A 7 und 8a: Çandır - Sütçüler