In Çaltepe gibt es auf dem St Paul Trail zwei Varianten für den Weiterweg nach Çimenova. Die technisch einfachere und weniger anstrengende Option führt entlang
eines Flusses über Değirmenözü und Çukurca.
Ich habe mich für den Weg über die Berge via Kozdere entschieden und war begeistert. Für mich ist dieser
Abschnitt eine der schönsten Etappen auf dem Paulusweg. Die Landschaft ist rau, geprägt von harten und
schneereichen Wintermonaten. Doch von einer herben Schönheit und zurückgezogen von den jeglicher
Zivilisation.
Wer bei Erdinç übernachtet oder sich im Dorfladen mit Proviant eindeckt, muss ein Stück des Wegs zurück
Richtung Çaltepe. An einer Gabelung geht es steil hangaufwärts. Bei 720 Hm passiert man eine Quelle und
50m vorher eine Zeltgelegenheit.
Eine halbe Stunde später steht man bei 930 Hm am Grab von Hasan Kula Mezarlık. Rechts davon befindet
sich eine Quelle.
Auf rund 1400 m Höhe führt der Pfad hinauf. Kleineren Auf und Abs sorgen für zusätzliche Anstrengung. Man
befindet sich in einer karstigen Felslandschaft, durchsetzt von grünen Weideflächen. Immer wieder passiert
man winzige steinerne, in die Landschaft geduckte Häuser, die im Sommer und Herbst den Hirten als
Unterkunft dienen. Eine herbe und zurückgezogene Landschaft, die eine immense Ruhe ausstrahlt.
Wer im Zelt nächtigt, findet in Belova, eine größere Ova (Weide), in der Nähe von einem Dutzend
verstreut liegenden Steinhütten, schöne ebene Wiesenflächen. Ganz in der Nähe ist eine Zisterne
mit gutem Wasser. Die Hütten werden in der Sommersaison von Juli bis Oktober genutzt. Bis
hierhin ist man von Çaltepe gut 6 ½ h gelaufen. Die nächste gute Zeltgelegenheit findet sich nach
weiteren 6 km bzw. 3 h, kurz vor Kozdere am Fluss.
Der Paulusweg fällt hinter der Ova zunächst bis auf 1280 Hm ab und ändert schließlich, wieder bis
auf 1400 m ansteigend, seine Richtung von Nord nach West. Nun führt der Pfad steil hinab in ein
Flusstal, stößt dort auf einen Traktorweg, dem man flussabwärts bis zur Brücke nach Kozdere folgt.
Bei meiner letzten Tour gab es eine äußerst schmale Holzbrücke über den schäumenden Fluss, die
den Weiterweg nach Çimenova etwas abkürzt.
Kozdere besteht einem Dutzend Häusern. Am westlichen Ende des Dorfes gibt es eine kleine
Pension, aber kein Teehaus und keinen Laden. Angeblich soll ein Schulbus unter der Woche
frühmorgens nach Çimenova fahren.
Man sollte seinen Trinkwasservorrat auffüllen. Wenn ich mich recht entsinne, sind es bis zur
nächsten Wasserstelle gut 2 ½ Stunden im Aufstieg. Um Zeltgelegenheiten ist es zwischen Kozdere
und Çimenova schlecht bestellt. Die nächste Gelegenheit zum Campieren liegt ca. ¼ h hinter
Çimenova.
In Kozdere folgt man der Schotterpiste flussaufwärts in westlicher Richtung nach Çimenova. Die Straße macht im Dorf einen Knick nach links (Nord) und steigt an. In
der nächsten Rechtskurve (nach ca. 100 m, bei 1175 Hm) verlässt man diese geradeausgehend in Richtung eines Bachbetts den Hang hinauf. Der Trail verläuft steil
bergwärts und trifft nach etwa 1 ½ Stunden bei 1450 m Höhe wieder auf die Schotterpiste von Kozdere nach Çimenova. Ich kann mich an keine Markierung
entsinnen. Bei schlechtem Weg empfiehlt es sich ab Kozdere komplett auf der nur wenig befahrenden Schotterpiste zu bleiben.
Bei einer Quelle verkürzt der Trail die Fahrstraße und leitet einen auf der Schotterpiste in einer guten Stunde hinein zu den Häusern von Çimenova. Hier gibt es
einen Teeladen und ein kleines Lebensmittelgeschäft, das allerdings nur eine knappe Basisauswahl an Proviant bietet. Beim letzten Mal gab es selbst unter der
Woche kein Brot. Ich habe den Besitzer um türkisches Fladenbrot (Yufka) gebeten und wurde nicht enttäuscht.
Die Asphaltstraße führt zum 20 km entfernten Sütçüler (Etappe A 8), wo man überregionale Busanbindung hat und gut sortierte Supermärkte findet. Es soll
gelegentlich ein Dolmuş von Çimenova nach Sütçüler fahren.
Die nächste Zeltgelegenheit liegt nur gut ¼ h hinter Çimenova auf dem Weg nach Kesme. Oberhalb einer im Hang gelegenen Zisterne finden sich unter alten Zedern
schöne Wiesenflächen. An der Zisterne fehlte bei meiner letzten Tour (Mai 2015) ein Eimer zum Wasserholen. Der Wasserspiegel lag gut 2 Meter unterhalb der
hölzernen Abdeckung.
Etappe B 3b, 4b: Çaltepe - Çimenova