Wer die Türkei unverfälscht und abseits typischer Touristenströme kennenlernen möchte, sich für Natur und Kultur
begeistert, sollte unbedingt in die Fußstapfen des heiligen Paulus treten. Denn der St Paul Trail ist ein
Trekkingabenteuer der besonderen Art.
Über eine Strecke von mehr als 500 Kilometern führt er von der mediterranen Küstenregion Antalyas durch das dünn
besiedelte wilde Taurusgebirge, weit hinein ins fruchtbare Hinterland Anatoliens. Wie schon im Jahr 1999 der
lykischen Pfad, so wurde der St Paul Trail im Jahr 2004 von Kate Clow, einer rührigen und in der Türkei lebenden
Engländerin, ins Leben gerufen. Zahlreiche Helfer vor Ort markierten alte Hirten- und Migrationswege, Forststraßen
und neue Abschnitte zu einem zusammenhängenden Fernwanderweg der Extraklasse. Der St Paul Trail startet
sowohl in Aspendos als auch in Perge, beide Wege treffen in Adada aufeinander. Der Fernwanderweg führt weiter
nach Egridir (gelegen am gleichnamigen See, dem viertgrößten See der Türkei) und endet schließlich in Antiochia in
Pisidien. Dieser Streckenverlauf entspricht grob der Route, die Apostel Paulus auf seiner 1. Missionreise zurücklegte.
Anders als die Wanderung entlang der lykischen Küste ist der Paulusweg nichts für Anfänger. Ohne Zelt ist der Weg in
seiner ganzen Länge kaum machbar. Wenn sich auch manche Etappen mit dem Bus überspringen lassen. Pensionen
sind nur spärlich vorhanden. Sucht man ein festes Dach über dem Kopf ist man zumeist auf private Unterkünfte
angewiesen. Wer deutsche Standards erwartet: Fehlanzeige. Dafür erlebt man eine berührende Herzlichkeit und
Gastfreundschaft der ländlichen Bevölkerung. Man darf über den deutschen Tellerrand hinaus einen tiefen Blick in die
Lebensweise türkischer Familien auf dem Land werfen. Hektik und Stress unseres vollgestopften Alltags verlieren sich
im Nu von selbst.
Bars, Pubs und Restaurants sucht man vergeblich. Verpflegung findet man in Miniläden auf dem Dorf in eingeschränkter Form. Gemüse, Brot, Honig und
Ziegenkäse kauft man am besten am Gartenzaun oder vom Hirten, die immer versucht sind weiterzuhelfen. Ein paar Worte Türkisch sollte man sich
zurechtlegen, denn nur selten findet sich jemand, der ein paar Brocken Englisch oder Deutsch spricht. Meine Empfehlung: ein kleines Wörterbuch in den
Rucksack packen.
Die Landschaft ist atemberaubend schön und von einer spektakulären Vielfalt. Tiefe Schluchten, hohe Wasserfälle, schneebedeckte Berge,
blumenübersäte Bergwiesen und der sich bis zum Horizont erstreckende Egirdir-See sorgen für Begeisterung.
Nicht nur beim Anblick spektakulärer Landschaften gerät man ins Schwärmen. Auch Kulturfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Man passiert
archäologische Ausgrabungsstätten griechischen, römischen und persischen Ursprungs. Römische Städte und byzantinische Kirchen versetzen einen in
vergangene Epochen zurück. Der Reiz des St Paul Trail beruht auf dem harmonischen Miteinander vielseitiger Naturlandschaft und historische Stätten.
Aktualität der Wegbeschreibungen
Ich bin die Westroute des St Paul Trail zuletzt im Jahr 2015 begangen. Eine große Bitte: es wäre schön, wenn ihr euch nach der Wanderung mit aktuellen
Infos, Ergänzungen, Korrekturen etc. per Mail bei mir meldet.
Der St Paul Trail - eine Trekkingtour durch die wilde Türkei