Schon am Morgen werde ich ordentlich gefordert. Im wellenförmigen Auf und Ab setzt sich der Weg hinter dem See Gjeråivejaure fort. Der kleine Windskyt (Windschutz) am Näsbergsjaure ist eine ideale Gelegenheit für eine längere Rast. Notfalls könnte man hier bei schlechtem Wetter für eine Nacht unterkommen. Nebenan liegen passable Zeltplätze. Die Nähe zur Zivilisation wird spürbar. Einige Wanderer kommen mir mit kleinen Rucksäcken auf dem Rücken entgegen. Ich treffe ein schwedisches Ehepaar, das einige Tage im Vindeljällenreservat unterwegs war. Gedankenaustausch. Ein netter Plausch.Der Pfad führt nun stetig bergab in das kleine, zwischen Wäldern und Bergen eingebettete Feriendorf am Gautsträsk. Die verstreuten hüttenähnlichen Häuser liegen unbelebt da. Fast wie eine Geisterstadt. Dieser merkwürdigen Halbzivilisation möchte ich so schnell als möglich den Rücken kehren. Wo mag nur der Supermarkt sein?Eine Rothaarige, die gerade die Straße entlangkommt, erklärt mir den Weg. Ich folge einfach dem Schild zum Wärdshus. Unfreudig laufe ich auf schmalen Teerstraßen ein ganzes Stück des Wegs zurück, das ich gerade zurückgelegt habe. Der Laden verfügt über ein recht umfangreiches Sortiment an Lebensmitteln. Sogar Schraubkartuschen für den Gaskocher stehen im Regal. Nach dem Shopping drückt der Rucksack schwerer denn je. Und jetzt noch 400 Meter aufsteigen!An der Kreuzung nehme ich die Asphaltstraße Richtung Sorsele und biege bei erster Gelegenheit rechts ab. Den Beginn der Route finde ich ohne Probleme. Dort steht sogar ein Klohäuschen – für alle Fälle.Durch dichte Laub- und Nadelwälder geht es stetig bergan. Einige Wanderer kommen mir von der Aigertstugan entgegen. Ein Schild mit aufgenagelter Landkarte weist auf eine neue Route hin. Der schwerere Rucksack und die erneut warme Witterung zwingen mich zu häufigen Pausen.Unterhalb des Anstiegs zur Aigertstugan baue ich in etwas sumpfigem Gelände mein Zelt auf. Was für eine Schnapsidee! Bei Regen würde ich hier mächtig Baden gehen. Also packe ich wieder ein. Besser suche ich mir weiter oben einen trocknen Platz. An der Aigertstugan treffe ich den Hüttenwart, ein hagerer Mann, um die 50, mit einem freundlichen Lächeln. Er kommt gerade mit ein paar Saiblingen im Weidenkorb vom Fischen zurück. "Dort drüben gibt es gute Zeltgelegenheiten an dem kleinen Bach links des Wegs.", erklärt er auf Englisch und deutet auf die besagte Stelle. Eine Viertelstunde später schlage ich müde doch zufrieden über den ebenen und trockenen Stellplatz meine kleine Behausung auf. Die untergehende Sonne zaubert ein buntes Farbspektakel auf den Abendhimmel. Um halb zehn ist es bereits dunkel. Die Tage werden spürbar kürzer.