Tag 11: Matsukjukke - Seitäk
Als ich frühmorgens den Zelteingang öffne, ist es völlig windstill. Harmlose Schönwetterwolken ziehen in lockerer Formation im
Schneckentempo nach Osten. Zwei Stunden später erreiche ich durch lichten Birkenwald die Hütten der Servestugan. Wiedersehen mit den
drei deutschen Wanderern, die ich vor einigen Tagen bei Dalavardo getroffen habe. Es gibt ein großes Hallo und wir erzählen uns gegenseitig
Erlebnisse und Eindrücke. Das Mädchen hatte an der Hütte bei Dalavardo eine Elchbegegnung. Fast bin ich ein wenig neidisch. Schließlich
habe ich auf meinen Touren das scheue Wild nur von weiter Ferne zu Gesicht bekommen.
Ich werfe einen Blick auf die ausgehängten Hüttenpreise und staune nicht
schlecht. 350 schwedische Kronen, also fast 40 Euro, muss man pro Nacht für
eine bescheidene Unterkunft im Mehrbettzimmer hinblättern. DNT und STF-
Mitglieder zahlen immerhin noch 250 Kronen. Praktisch: man kann seine
Lebensmittelvorräte - zwar in begrenzter Auswahl - zu passablen Preisen
aufstocken.
Als ich aufbreche, laufen zeitgleich einige Wanderer mit mir los. Mein
Rhythmus gerät außer Takt. Ich lasse die Leute vorbei. Nur ein junges
dänisches Paar überhole ich. Hinter der Hütte flattert ein Trauermantel im Zick
Zack vorbei. Ich bin freudig überrascht einen so seltenen Schmetterling in
dieser rauen Region vorzufinden. Vom höchsten Punkt der Etappe hat man
einen phantastischen Blick auf den See Sevejaure, der mit seinen zahlreichen
Inselchen das südliche Landschaftsbild prägt. Weiter geht es durch hügeliges,
von idyllischen Seen durchsetztes Gelände. Bald schon gewährt der Weg
einen Ausblick auf die vielen Inseln und Buchten des langgestreckten Sees
Tärnasjön und den alles überragenden Berg Sytertoppen.
Am Saitäk-See schlage ich auf einer kleinen Anhöhe am Westufer mein Zelt auf. Die Gegend ist von Blaubeersträuchern übersät. Schon
nach kurzer Zeit habe ich eine große Tasse der reifen süßen Früchte gesammelt. Das bringt Geschmack und gesunde Vitamine in das fade
Müslifrühstück. Lange noch, bis nach Sonnenuntergang, sitze ich auf einem Fels, beobachte vorbeiziehende Rentiere und die wechselnden
Farbbilder des Abendhimmels. Im Frieden mit mir und der Welt schlüpfe ich schließlich, schon fast im Dunkeln, in meinen Schlafsack.