Tag 7: Dalavardo - Vitnjul
Ein Blick durch die trüben Scheiben der Dalavardohütte verheißt einen weiteren sonnigen Tag. Ich trete vor die Tür. Wolkenloser Himmel,
zartes Morgenblau, kein Lüftchen regt sich. Die Nacht war frisch. Die Quecksilbersäule an der Hütte steht bei 3 Grad Plus.
Durch hohes Gras und dichten Birkenwald führt mich der gut ausgetretene
Pfad nahe am Flussufer entlang. Wieder ballen sich um die Mittagsstunde
dunkle Wolken über den Bergen. Voller Unbehagen denke ich an eine
Gewitternacht in den Kitzbühler Alpen. Dort war ich vor einigen Wochen mit
dem Zelt unterwegs. Bis in die frühen Morgenstunden zuckten grelle
furchteinflößende Blitze um mich herum. Doch heute bleibt es bei einem
kurzen Lapplandschauer. Dann brechen die Sonnestrahlen wieder in
gewohnter Stärke durch. Glück gehabt!
Zwischen Dalavardo und Vitnjul begegnen mir drei jüngere deutsche
Wanderer. Ein Mädchen und zwei Jungs. Sie wollen über Dalavardo weiter
zum Tärnasjön. Ihre erste Tour. Wir plaudern ein wenig, dann trennen sich
unsere Wege.
Eine große Sandbank weiter flussabwärts lädt förmlich zum Zelten ein. Ich
stelle mir vor, wie der Wasserstand bei starkem Regen rasch ansteigt und
mich im Schlaf überrascht … Der Gedanke lässt sich nicht vertreiben, auch
wenn das Regenrisiko gering ist. So kann ich natürlich keine ruhige Nacht
verbringen. Also weiter.
Am frühen Abend erreiche ich Vitnjul, das aus einer kleinen Hütte mit vier Schlafkojen besteht. Leere Bierdosen liegen vor der Tür. Auf dem
Tisch im Inneren noch mehr Bierdosen. Irgendwie kann ich mich mit dem Gedanken, die enge Hütte mit bierseeligen Leuten zu teilen, nicht
zu recht anfreunden. Nach so viel Stille! Also laufe ich trotz der fortgeschrittenen Stunde noch zwei Kilometer weiter den Fluss hinunter. Im
hohen Gras finde ich einen eher mäßigen, etwas holprigen Platz zum Campieren. Ich bin hundemüde, schlage mein Zelt direkt am Fluss auf,
koche einen Kartoffelbrei aus der Packung und krieche erschöpft in den Schlafsack.