Neben dem Lykischen Weg und dem Paulusweg ist der Karische Weg der dritte und jüngste Weitwanderweg in der Türkei. Im Jahr 2013 wurde der Trail
im Westen des Landes von freiwilligen Helfern aus alten Hirten- und Migrationswegen sowie Forststraßen zusammengestellt und markiert.
Über 800 km umfasst sein Wegenetz. Doch anders als der Lykische Weg hat der Carian Trail keinen festen Start- und Endpunkt. Stattdessen gibt es vier
zum Wandern geeignete Abschnitte, die sich über eine Länge zwischen 140 und 240 km an der Küste oder in küstennahen Regionen erstrecken.
1) Bozburun Trail: 141 km
2) Datça Trail: 240 km
3) Ceramic Gulf: 139 km
4) Hinterland Trail: 174 km
Ich entschied mich für eine Wanderung auf dem Bozburun und dem
Hinterland Trail. Der Datça Trail hat für meinen Geschmack zu viele
Schotterpisten bzw. weite Strecken mit Asphaltstraßen. Zudem scheint die
Wasserversorgung gerade an der Nordküste der Halbinsel nicht ganz
unproblematisch. Ursprünglich wollte ich zusätzlich einen Teil des Wegs
am Caramic Gulf laufen. Allerdings musste ich vor Ort meine Etappen neu
einteilen, da die Wege wesentlich anspruchsvoller als gedacht ausfielen
und ich deutlich mehr Zeit benötigte.
Anders als eine Wanderung entlang der lykischen Küste ist der Karische
Weg auf vielen Etappen nichts für den Trekkinganfänger. Ohne Zelt ist der
Weg nicht machbar. Pensionen und Hotels darf man nur in touristisch
erschlossenen Gebieten an der Küste und am Bafa Gölü erwarten. Sucht
man ein festes Dach über dem Kopf, ist man auf dem Land auf private
Unterkünfte angewiesen. Viele Abschnitte erfordern eine gute
Orientierung. Denn auf die Markierung ist nicht immer Verlass. Und im
Latmosgebirge oder auf der dünn besiedelten Bozburun-Halbinsel sollte
man sich besser nicht verlaufen.
Verpflegung in eingeschränkter Form findet man spätestens jeden zweiten Tag in Miniläden (Bakkal). Wer keine großen kulinarischen Ansprüche hegt,
muss also nicht Essensvorräte für mehrere Tage mitschleppen. Das spart Gewicht. Die Wasserversorgung sollte auf dem gesamten Weg gut geplant
werden. Unbedingt in den Rucksack gehört ein guter Wasserfilter (z.B. der Katadyn Hiker). Der englische Wanderführer ist in puncto Wasserstellen
ziemlich ungenau. Zisternen und Bäche fehlen in der Beschreibung völlig.
Auf dem Bozburun Trail begeistern die wilde Küstenlandschaft, eine
extrem vielfältige Flora, besonders im Frühjahr und die Abgeschiedenheit.
Immer wieder passiert man unerforschte antike Stätten griechischen,
römischen und byzantinischen Ursprungs. Die Halbinsel muss in der
Antike dicht besiedelt gewesen sein und eine bedeutende wirtschaftliche
und militärische Stellung eingenommen haben. Die Pfade sind teils sehr
anstrengend zu begehen. Insbesondere mit schwerem Gepäck muss
jeder Schritt gut überlegt sein. Die Pfade sind schmal und verlaufen über
weite Strecken auf extrem felsigen Untergrund. Abschnittsweise
erschwert dichte und kratzige Macchia das Vorankommen. Auf manchen
Etappen muss man mehrmals mannshohe Viehzäune aus stacheligem
Gestrüpp überklettern.
Der Hinterland Trail hat seine Längen, doch ebenso atemberaubende
Etappen, wie die bizarren Felsformationen des Latmosgebirge. Ein
landschaftliches Trekkinghighlight, das man sein Leben lang nicht
vergisst. Technisch gesehen ist er ähnlich anspruchsvoll wie der
Bozburun Trail.
Weder auf dem Bozburun Trail noch auf dem Hinterland Trail gibt es extrem ausgesetzte Passagen oder Kletterstellen. Guten Orientierungssinn,
Trittsicherheit und etwas Kondition vorausgesetzt, steht einem Trekkingabenteuer auf dem Carian Trail nichts im Weg.
Aktualität der Wegbeschreibungen
Ich bin den Bozburun Trail und den Hinterland Trail im März/April 2016 gelaufen. Eine große Bitte: es wäre super, wenn ihr euch nach der Wanderung mit
aktuellen Infos, Ergänzungen, Korrekturen etc. per Mail bei mir meldet.
Der Karische Weg - Wanderung an wilden Küsten und durch bizarres Gebirge